Montag, 13. Juli 2020
Der Sessellift
Nachdem wir gestern ja wirklich viel und vor allem sehr hoch oben unterwegs waren, waren Neles Eindrücke anscheinend zu überwältigend. Zumindest war ihre Nacht gegen eins kurzzeitig beendet und sie machte sich lautstark bemerkbar. Da half nur zu uns holen, doch auch da wurde sie immer wieder wach und wollte uns ab circa 5 Uhr mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zum Aufstehen bewegen. Doch wir konnten dies noch knapp zwei Stunden erfolgreich abwehren, ehe sich Nele gegen sieben dann doch durchsetzte. Heute war wieder ein Wandertag angesagt. Leider ist das Wetter ab Mittwoch nicht mehr wirklich gut vorhergesagt und auch schon ab morgen könnte es die ersten Schauer geben. Daher wollten wir noch einmal hoch auf den Schmitten fahren und die Höhenpromenade laufen. Geplant ist zudem, dass wir heute mit dem Areitexpress bergab fahren wollten. Dies bedeutet, dass wir einmal über den gesamten Kamm des Schmittenbergs wandern wollten. Damit das auch gelingen kann, gab es zunächst mal ein ordentliches Frühstück. Leider stehen unsere neuen Nachbarn sehr dicht vor unserem Vorzelt, sodass wir zum Frühstück nicht mehr den uneingeschränkten Blick in die Berge genießen können. Wir lassen uns beim Frühstück heute Zeit und spielen auch mit Nele noch eine Runde, denn für sie bedeutet wandern ja wieder lange in der Trage zu sitzen. Das scheint ihr zwar nicht sehr viel auszumachen und sie genießt auch die Nähe zu uns, doch ist in dieser Zeit halt kaum an Bewegung zu denken. Das holen wir schonmal etwas vor.
Schließlich packen wir alles für einen langen Wandertag und düsen mit dem Auto Richtung Parkplatz des Schmittenexpresses. Dadurch, dass wir ja ohne die Sommerkarte raufwollen, müssen wir leider wieder Tickets kaufen. Zwar gibt es minimal Rabatt, weil wir Übernachtungsgäste sind, doch kostet eine Berg- und Talfahrt stolze 54 Euro. Gut alles was man oben noch machen möchte ist quasi kostenlos, dennoch ist das schon sehr happig. Wir parken in erster Reihe und haben zumindest keinen weiten Fußweg mehr. Damit wir nicht ein zweites mal mit der selben Seilbahn hochfahren müssen, entscheiden wir uns für die zweigeteilte Tour mit der Sommeralm-und der Sonnkogelbahn. Die erste Bahn ist eine Gondel für viele Personen. Es gibt nur jeweils eine die hinauf, und eine die runterfährt. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten bis auf etwa 1400 Meter über Meereshöhe. Doch von dort nimmt man eine weitere Bahn, nämlich die Sonnkogelbahn. Das ist ein offener Sessellift.
Wir alle genossen die Fahrt sehr. Die Sonne stand schon wolkenfrei am Himmel und unter uns der Wald. Selbst Nele fand die Fahrt sehr spannend. Oben angekommen begann für uns die Wanderung. Zunächst ging es entlang der Höhenpromenade mit atemberaubenden Blicken auf Zell am See und Umgebung. Der Weg war als Erlebniswanderweg hergerichtet worden. Alle in den Alpen vorkommenden Tiere wurden hier als große Holzskulpturen am Weg entlang drapiert und mit passenden kinderfreundlichen Tafeln wird über alle Tiere und auch einige Pflanzen informiert. Wir laufen den Weg von der Sonnkogelalm bis zur Schmittenhöhenalm. Es geht zwar nur 150 Höhenmeter bergauf, doch bei den Temperaturen merkt man selbst die schon ordentlich.
Wir halten kurz an der höchsten Stelle des Schmitten an und überlegen auch eine Rast zu machen, doch es war hier zu voll und zu teuer. Und da Nele noch schlief, gingen wir weiter. Wir wollten ja zur Bergstation des Areitexpress laufen Doch den direkten Weg wollten wir auch nicht laufen. Also bogen wir oben erneut ab, auf die Rückseite des Schmitten. Nach einer Weile steilem Abstieg, wurde Nele wach und wir machten eine Mittagspause an der Kettingalm. Nele durfte hier ihr Mittagsgläschen genießen und konnte dabei grasenden Milchkühen zusehen, die in unmittelbarer Nähe zur Alm grasten. Doch all zu lang blieben wir nicht, da der Weg zu unserer Seilbahn noch recht weit war. Wir mussten den Berg wieder ein Stück bergauf wandern, ehe ein kleiner Wanderweg in den Wald abbog.
Das erste Stück liefen wir den selben Weg, den wir bereits bei unserer letzten Fahrt hier hoch gelaufen waren. Doch der war so schön, dass das gar nichts machte. Mitten durch den Wald und menschenleer stapften wir also wieder den Berg hinauf. Immer wieder blieben wir kurz stehen oder staunten über die Landschaft. Wir sind jetzt zwar schon eine ganze Weile hier, doch noch immer ist man fasziniert. Wir kamen irgendwann an die gleiche Weggabelung wie beim letzten Mal und entschieden uns hier dann dazu weiter dem Kamm entlang zu folgen, da wir ja nicht den Berg hinab wandern wollten sondern weiter zur Areitbahn. Gegen 15.30 Uhr kamen wir schließlich an der Bergstation an. Hier gab es dann für uns mal eine Pause, die auch ganz gut zu Neles Essenszeiten passte. Zwei frischgezapfte eiskalte alkoholfreie Weizenbier waren jetzt genau das richtige. Den ganzen Tag hatte die Sonne geschienen und dementsprechend waren wir auch erschöpft. Ann hatte extra nur ein Top angezogen um die Sonne auch noch zuhause nachweisen zu können. Denn bisher haben wir einen echten T-Shirt-Bräune Urlaub hinter uns. Nele durfte zudem mal wieder etwas rumzappeln und wir planten indes, wie es weitergehen sollte.
Da im Sommer die letzten Bahnen gegen 17 Uhr talwärts fahren, hatten wir noch eine gute Stunde Zeit. Die überlegten wir noch zu nutzen und durch „Schmidolins-Feuertaufe“ zu gehen. Was sich schlimmer anhört als es ist, ist ein wirklich toller Wanderweg für Kinder, der immer wieder durch Hindernisse unterbrochen ist, die die Kinder bewältigen müssen. Und weil wir ja eigentlich auch nur erwachsene Kinder sind, wollten wir natürlich auch das ein oder andere ausprobieren. Ich muss sagen, Ann schlug sich gar nicht schlecht in der Kletterbahn. Doch da wir auf diesem Weg dann ja auch noch zur nächsten Bahn kommen mussten, dem City-Express, durften wir leider nicht alles mehr ausprobieren. Nur Nele hatte jetzt genug in ihrer Trage. Sie wollte unbedingt selber laufen. Zunächst dachten wir, dass sie sicher nach wenigen Minuten bergauf keine Lust mehr haben wird, doch da haben wir den Plan ohne unsere Tochter gemacht. Die wollte gar nicht mehr aufhören und am liebsten komplett selber laufen. Aus Zeitgründen mussten wir schließlich den Laufversuch abbrechen und sie die restlichen Meter tragen. Denn gegen 16.40 nahmen wir dann den City Express. Der heißt so, weil er wirklich mitten in Zell am See ankommt. Unser Auto stand natürlich oben an der Schmittenbahn. Doch glücklicherweise dürfen wir mit unserer Gästekarte auch alle Busse hier kostenlos nutzen. Der nächste war auch nach kurzer Zeit da und brachte uns den Berg hinauf. Jetzt waren wir platt.
Nach gut 11 Kilometern über den Schmitten in praller Sonne, fuhren wir nach einem kurzen Stop am Supermarkt zum Wohnwagen zurück und grillten. Nele verputzte 1,5 Würstchen und natürlich ihr geplantes Abendessen. Laufen macht eben müde und hungrig. Hoffentlich sind die Eindrücke heute nicht so schlafraubend. Ich hab Ann dann nochmal in Malefiz geschlagen, aber das ist ja eigentlich gar nicht mehr erwähnenswert… Morgen gehts nach Salzburg…
Bis bald Frederic