Frederic und Ann-Kristin
Frederic und Ann-Kristin

08.10.2015        Tag 5

Donnerstag, 8. Oktober 2015
Highlands Safari!

Es ist doch echt schön mit zwei über 1,80 Meter Männern in einem 1,40 breiten "Bettchen" zu schlafen... Nachdem wir uns gestern immerhin eine zweite Bettdecke organisiert haben, konnte jeder von uns immerhin unter seiner eigenen Decke schlafen. Dafür dass es eigentlich ziemlich beengt hätte sein müssen, haben wir aber beide gut geschlafen, was dabei aber sicher auch an den sehr ausgefüllten Tagen hier liegt. Bereits vor dem Wecker werden wir beide wach und machen uns für unsere heutige Wanderung bereit. Ein konkretes Ziel haben wir eigentlich nicht. Die einzigen Eckdaten für unseren Tagesausflug sind: Ein möglichst waldfreier Berg, am besten ein kleiner Wanderweg und möglichst wenige Menschen. Alle diese Ziele lassen sich in den schottischen Highlands durchaus erfüllen. Doch bevor wir uns mit den gepackten Rucksäcken ins Auto schwingen und losfahren, steht für uns heute noch ein Highlight bevor: Ein organisiertes Frühstück am Tisch. Eigentlich haben wir gar nicht soooo hohe Erwartungen an das Frühstück und wir hoffen einfach ein Müsli oder ein Toast zu bekommen, doch wir werden mehr als positiv überrascht. Alla Carte dürfen wir uns ein passendes Frühstück zusammenstellen. Wir entscheiden uns beide für Lachs und Rührei und einer Portion schottischen Porridge (eine Art Hafer-Milchbrei) zum Probieren. Vorweg können wir uns an einem Müsli- und Obstbüffet bedienen und verschiedene Säfte auswählen. Alles in allem war es ein perfektes Frühstück um in den Wandertag zu starten. Nun wollen wir aber los...​

Der heimliche Star unter den Bergen hier in den Highlands ist ohne Zweifel der "Ben Nevis". Der höchste Berg Schottlands liegt nur etwa 20 Kilometer entfernt in Fort William und wird auf vielen Bildern, Werbungen und Prospekten gezeigt. Doch leider fällt er bei uns durchs Raster, da der Punkt: "wenige Menschen" hier definitiv nicht zutreffen würde. Die Wege auf den Berg sind gut ausgebaut und ziehen daher sicher Massen an Touristenbussen an. Also ist er gestrichen. Doch auf der gestrigen Fahrt vom Loch Lomond haben wir einige potentielle Kandidaten gesehen gehabt, weshalb wir uns auch entscheiden den Weg ein Stück zurück zu fahren. Unterwegs sehen wir einige tolle Berge die auch schon ganz gut passen würden, doch wir haben einen ganz bestimmten im Kopf, wo wir gestern bereits ein kleines Stück gelaufen waren. Nach guten 20 Minuten kommen wir an. Am Parkplatz stehen zwar zwei Autos, doch ist niemand zu sehen. Hier werden wir loslaufen. Der "Altnafeadh" ist ein zumindest dem Anschein nach nicht so steil ansteigender Berg, der jedoch alle anderen unserer Kriterien erfüllt. Nicht bewaldet, wenig Menschen  und zudem mit einem kleinen Wanderweg. Wir packen die wichtigsten Dinge zusammen und machen uns auf den Weg. Es gibt nur ein kleines Schild, das uns nach "Kinlochleven" über die "Devil stairs" schicken möchte. Was auch immer das bedeutet, egal es sieht gut aus. Über geschwungene Serpentinen schlängelt sich der Weg den Berg hinauf und links und rechts laufen kleine Bäche den Berg herab. Zu Beginn ist es noch ziemlich warm, doch nachdem wir die ersten Höhenmeter gemeistert haben, sind wir doch um jedes Kleidungsstück froh, welches wir dabei hatten. Unterwegs überholen wir lediglich eine deutsche Wanderin, die von Glasgow aus den "West Highland Way" gewandert ist und bereits seit sechs Tagen unterwegs war. Da wir deutlich weniger Gepäck zu schleppen hatten, waren wir auch deutlich schneller und erreichten nach gut 45 Minuten den ersten kleinen Gipfel. Der eigentliche Wanderweg würde nun auf der anderen Seite des Berges wieder ins Tal laufen, doch wir planen eher noch ein Stück auf dem Berg zu laufen. Sowohl nach rechts als auch nach links würde es noch ein ordentliches Stück bergauf gehen und aus der Spontanität entschieden wir uns für die linke Seite, was sich auch als eine sehr gute Wahl herausstellen sollte...

Von hier aus veränderten sich die Wege deutlich. Es gibt nun keine Kieswege mehr, sondern lediglich ein kleiner Trampelpfad verläuft mitten durch die rot-gelbe Heide. Zwischendurch müssen wir immer wieder dicken sumpfigen Löchern ausweichen. Von Menschen ist hier weit und breit keine Spur und auch sonst ist es wenn der Wind gerade nicht geht absolut still. In der Ferne können wir jedoch Tiergeräusche wahrnehmen, die wir als Schaf identifizieren. Bis zum nächsten Gipfel sind es weitere 150 Höhenmeter und die Geräusche werden lauter. Wir gehen an den Rand des Berges und suchen mit Augen, Ohren und Ferngläsern die umliegenden Berge ab. Dann sehen wir in der Ferne eine kleine Gruppe Tiere. Doch es sind keine Schafe, sondern röhrende Hirsche. In Schottland ist gerade Brunftzeit und die Männchen sind dabei wirklich über mehrere 100 Meter zu hören. Hier machen wir eine kleine Rast und genießen das Panorama auf Berge, Lochs, Hirsche und das Tal. Doch wir sind noch nicht auf dem höchsten Punkt angekommen und wollen nun auch noch weiter hinauf. Das nächste Stück auf den Berg verläuft durch ein kleines Tal auf den nächsten Gipfel. Die Sonne schafft es leider nicht durch die dicken Wolken, doch das Wetter passt zu den Highlands wie die Sonne zur Karibik.

Hier oben ist es inzwischen wirklich frisch, wodurch das Wandern gut tut um in Bewegung zu bleiben. Dann kommen wir auf dem nächsten und für uns letzten Gipfel an. Auf der anderen Seite erstreckt sich ein weites unberührtes Tal und wir hören im Sekundentakt die Hirsche röhren. An einem windstillen Hang suchen wir nach einem schönen Platz um das Schauspiel zu bewundern, als ich plötzlich stehen bleibe und einen Hirsch nur gut 100 Meter vor uns sehe. Er hat uns noch nicht gesehen und wir können ein paar schöne Fotos schießen. Leider hat er uns dann doch bemerkt und ist ins Tal geflüchtet, doch wir finden unseren windstillen Platz und machen unsere Mittagspause. Durch das Fernglas können wir unzählige Hirsche sehen und sie auch hören. Es ist wirklich herrlich und wir könnten hier den ganzen Tag sitzen bleiben, doch der Wind dreht immer wieder und irgendwann wird es einfach zu frisch.

Da wir hier auf einem der höchsten Gipfel um uns herum sind beschließen wir zurück zum Auto zu laufen. Quer durch die Wildnis Bahnen wir uns unseren Weg durch den sumpfigen Untergrund und laufen ohne weitere Pause etwa eine Stunde zurück zum Auto. Bergab geht es ja dann doch etwas schneller und wir müssen eher bremsen, was auch nicht so viel angenehmer als rauf ist. Nach ziemlich genau 4 Stunden kommen wir zurück zum Auto und sehen, dass wir insgesamt 8,5 Kilometer unterwegs waren und dabei 790 Höhenmeter zurückgelegt haben. Es war eine wirklich schöne Wanderung.

Wir fahren zurück zum Hotel um uns frische Sachen anzuziehen, denn der Tag ist ja noch jung und wir haben noch genug Zeit etwas zu unternehmen. Es soll nach Fort William gehen, wo wir uns die Stadt anschauen wollen, da sie als die "Hauptstadt der Highlands" gilt. Doch leider muss man sagen, dass sie schon ihre besten Zeiten hinter sich hat und leider etwas heruntergekommen aussieht. Das mag zum einen am leichten Regen liegen der nun einsetzt, aber sicher auch an den maroden Häusern, die das Stadtbild zieren. Wir laufen vorbei am alten Fort der Stadt, welches nur noch aus den Grundmauern besteht, durch die sehr touristische Stadt. Hier gibt es unzählige Souvenirläden, doch der Ort scheint nur deshalb noch so lebendig, da hier der "West Highland Way" endet und somit hier zumindest in den warmen Monaten viele Wanderer ankommen. Wir essen eine Kleinigkeit und fahren anschließend noch ein kleines Stückchen weiter nach Inverlochy, wo wir unser erstes Castle in diesem Urlaub besichtigen. Das "Old Castle" ist eine Ruine, wo man sich jedoch gut vorstellen kann, dass dies einst eine prächtige Burg gewesen sein muss.

Leider regnet es immer noch, doch wir halten auch noch an den "Neptun staircase". Dies ist eine Schleusenstraße, die aus neun Schleusen hintereinander besteht. Leider ist hier "tote Hose" denn es ist gar nichts los. Obwohl wir gerade 5 Uhr haben, ist weder die Schleuse in Betrieb, noch haben die umliegenden Cafés geöffnet. Der Regen scheint also auch die Schotten etwas abzuschrecken. Uns reicht es dann auch und wir fahren zurück in Hotel, wo Basti nochmal runter an den See geht und ich in der Lobby an den Kamin gehe. Wir essen noch eine Kleinigkeit und machen uns am Kaminzimmer noch einen schönen Abend mit Scrabble und Kniffel.

Auch heute war wieder ein anstrengender aber toller Tag. Man ertappt sich jeden Abend dabei zu sagen: "Heute war der schönste Tag...“ Jeder Tag hatte bisher seine Höhepunkte und war für sich der beste. Morgen werden wir erneut umziehen und ein bisschen rumfahren. So haben wir uns den Ort Glenfinnan, das wahrscheinlich berühmteste Castle Schottlands "Eilean Donnan Castle" und schließlich Fort Augustus als Ziel gesetzt. Wieder also Potenzial dafür zu sagen: "heute war der schönste Tag..."

 

Bis bald Frederic.

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© Frederic Linker