Frederic und Ann-Kristin
Frederic und Ann-Kristin

Tag 13

Samstag, 19. August 2017
Let it Snow, let it Snow, let it Snow. 

„Kennewick?….. Kennewick… Hilf mir mal. Wo war das den nochmal?“ so oder so ähnlich könnte eine Unterhaltung über diesen Urlaub in ein paar Jahren aussehen. Kennewick ist zwar eine größere Stadt, hat jedoch dabei eigentlich so gar nichts sehenswertes zu bieten. Da ist die Lage des Hotels noch wirklich das schönste. Der Tag fing wundervoll an. Die Sonne ging hinter der markanten Hängebrücke auf und der Columbia River lag ruhig da. Bereits gegen sieben waren die Temperaturen in der Nähe der 30 Grad. Wir wollten heute eigentlich früh aufstehen um schnellstmöglich weiter zu kommen, doch so richtig wollten wir dann doch nicht. Durch die Zeitverschiebung schaute ich mir ab sieben die Bundesliga Konferenz im Bett liegend an. Schon witzig um die Uhrzeit. Doch trotzdem waren wir um 7:45 beim Frühstück. Echtes Geschirr… Schlimm genug, dass das erwähnenswert ist, aber leider war es das erste mal in diesem Urlaub. Nach einer ordentlichen Stärkung packten wir im Zimmer alle Sachen zusammen und sahen zu, dass wir schnell loskamen.

Vor uns lagen heute zunächst 250 Kilometer in Richtung Westen. Unser Ziel war der nächste Nationalpark. Der Mount Rainier Nationalpark liegt an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Washington und Oregon. Der Berg ist wie gesagt ein Schichtvulkan, der an seiner Spitze knapp 4400 Meter hoch ist. Um es vorweg zu nehmen… Es sollte der vielleicht schönste Tag des bisherigen Urlaubs werden. Die Fahrt dorthin verlief relativ eintönig über den Freeway. Doch eine Besonderheit gab es dann doch zu erwähnen. Der Mount Rainier ist im Vergleich so hoch, dass wir ihn bereits 200!! Kilometer vor unserer Ankunft in der Ferne sahen. Wirklich Wahnsinn. Nach gut zwei Stunden erreichten wir den Eingang des Parks und ab jetzt übernahm Ann wieder das Steuer. Wir hatten uns gestern über ein paar interessante Punkte informiert und starteten direkt nach der Durchfahrt mit einem Stopp bei den „Groove of the Patriarchs“.

Die Parkplätze sind wirklich voll und wir parken an der Straße. Ein Wanderweg führt in den Wald hinein. Immer wieder können wir zu einem zwar flachen, doch relativ breiten Fluss gehen, dessen glasklares und eiskaltes Wasser wirklich herrlich ist. Nach etwa einem Kilometer erreichen wir eine Hängebrücke, die über den Fluss führt. Auf der anderen Seite sind wir am Ziel. Auf einem durch Holzplanken gekennzeichneten Rundweg, kommen wir an riesigen Mammutbäumen vorbei. Ähnlich kannten wir noch aus dem Yosemite Nationalpark, doch wir waren dennoch erneut von der Größe beeindruckt. Mehr als 20 dieser Riesen türmen sich hier auf. Auch einige bereits gefallene Bäume sind vielleicht sogar noch beeindruckender. Wir gehen schließlich den Rundweg zu Ende und kehren zum Wagen zurück. Ein toller Anfang für diesen Tag. Weiter ging es in Richtung Paradise. 

Dieser kleine Ort am Fuße des Vulkans, soll tolle Wanderrouten bieten. Unterwegs halten wir an einigen Aussichtspunkten. Leider liegt der Berg im dichten Nebel. Doch die Aussichten sind wirklich toll. Als wir schließlich in Paradise angekommen waren, traf uns zunächst der Schlag. Bisher war es im Park relativ leer gewesen, doch hier war die Hölle so. Der Ort besteht eigentlich nur aus einem Visitor Center und einer kleinen Lodge. Doch zusätzlich gibt es gefühlt 200.000 Parkplätze, die auch alle belegt sind. Wir sind drauf und dran wieder zu fahren, doch dann finden wir durch Zufall noch einen Parkplatz. Wir planen einen kleinen Trail zu wandern und nehmen unsere Fotoausrüstung mit. Ich wollte Ann noch überreden keinen Pulli mitzunehmen, aber nein… dann muss sie ihn halt schleppen. Allein zum Visitor Center laufen ihr schon über einen Kilometer. So weit mussten wir weg parken. Dort angekommen schauten wir uns die Wanderwege an, und fanden den Skyline Trail. Ja… Den hatten wir als Tipp gelesen. Er soll 4 Meilen (circa 6,5 Kilometer) lang sein und wird mit drei Stunden angegeben. Nach kurzer Überlegung geht’s auch schon los.

Das Visitor Center befindet sich auf 1650 Metern Höhe und der Trail führt bis zum Panorama Point auf 2080 Meter Höhe. Die ersten Meter lassen uns allerdings bereits daran zweifeln, ob das die richtige Entscheidung war. Es ging so steil bergauf, dass man nur sehr langsam vorwärts kam. Aber immerhin waren die Wege geteert. Natürlich liefen noch sehr viele Leute diesen Weg, was sich allerdings von Meter zu Meter reduzierte. Doch nach etwa einem Kilometer flachte der Weg etwas ab. Die Umgebung war herrlich. Zwar war die Bergspitze immer noch im Nebel, doch um uns herum war alles klar. Wir sahen viele kleine Tiere und unter anderem auch größere Murmeltiere.

Zwischendurch mussten wir dann doch immer mal wieder Pausen einlegen, denn es war wirklich anstrengend. Wir kamen schließlich auf die Höhe, wo die ersten Schneefelder zu sehen waren. Krass so im August. Wir waren gerade dabei uns zwei Murmeltiere anzuschauen, als plötzlich etwa 100 Meter vor uns ein Schwarzbär von links aus dem Wald gesprungen kam. Helle Aufruhr… Die Murmeltiere fingen an zu quieken und die anderen Menschen um uns herum waren genauso baff wie wir. Selbst der Bär schien überrascht, in was wofür eine Menschenmasse er da gerade reingesprungen war. Er lief schnell an uns vorbei und durch das kleine Tal auf die andere Seite in die Bäume. Er war genauso schnell weg, wie er gekommen war. Alle guckten sich nur fragend an und waren baff.

Wir liefen weiter und jetzt hatte Ann natürlich gute Karten mit ihrem Pulli. Jeden Meter den wir höher stiegen wurde es um uns herum weißer und kälter. Ich schön in T-Shirt und kurzer Hose und Ann immerhin mit Pullover und kurzer Hose. Nun ja Bewegung hilft. Doch auch so konnte ich es mir nicht nehmen den Schnee zu bestaunen.

Inzwischen waren nur noch wenige Menschen um uns herum und wir benötigten über Stock und Stein knapp 2 Stunden bis zum Panorama Point. Leider lag dieser komplett in den Wolken, sodass man gar nichts sah. Von hier aus hatten wir zwei Möglichkeiten. Den Weg zu Ende laufen, oder umkehren. Wir liefen weiter und es ging noch weiter hinauf. Nach einer kleinen Kuppe hatten wir dann DEN Blick.

Wir waren durch die Wolken hindurch gelaufen und standen nun vor dem Gipfel des Berges. Die Sonne hatte auch noch ein Einsehen und strahlte mit uns um die Wette. Auch wenn es kalt war, mussten wir diesen Moment genießen. Von jetzt an verzogen sich auch die Wolken unter uns langsam und legten traumhafte Blicke ins Tal frei. Der weitere Weg führte uns quer über Gletscher und vorbei an Flüssen aus Schmelzwasser und riesigen Blumemwiesen. Im Tal sahen wir noch einen Bären beim Fressen und um uns herum sprangen die Streifenhörnchen und Murmeltiere durch das hohe Gras. Nach gut 5 Stunden kamen wir wieder am Visitor Center an. Von hier aus mussten wir noch zu unserem Auto laufen und unser Kilometerzähler stoppte bei exakt 11 Kilometern. Dabei noch der Höhenunterschied von knapp 600 Metern. Wir waren platt aber glücklich. 

Nach einer Stärkung am Wagen führen wir gegen sieben Uhrin Richtung Hotel in Snoquera. Unterwegs hielten wir noch kurz am Reflecting Lake an, der den Berg traumhaft spiegelte. Um 20:30 Uhr erreichten wir total k.o das Hotel. Wir gingen noch eine Kleinigkeit essen und fielen todmüde ins Bett. Unsere Waden merkten wir schon ordentlich. Wenn man bedenkt, dass uns oben kaum jemand ohne professionelle Wanderausrüstung entgegen kam und wir da mit Laufschuhen und kurzen Hosen oben waren, wundert das nicht. Nun ja heute sieht die Welt schon wieder anders aus. Es geht heute ans MEER... an den Pazifik. Wir fahren an die Küste nach Oregon und wollen in den Econo State Park. Also dann mal los...

 

Bis bald Frederic. 

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© Frederic Linker