Sonntag, 26. Juli 2015
Pleiten, Pech und Panorama!
Guten Morgen zusammen. Unsere Nacht verlief überraschend gut und wir konnten im Flieger
einigermaßen gut schlafen. Wir hatten eine Zweiersitzreihe ganz am Ende des Flugzeugs und konnten uns so gegenseitig den Platz streitig machen. Bereits kurz nach dem Start in Dubai bin zumindest ich
eingeschlafen. Durch den unerwarteten Stress auf Grund der nicht eingeplanten Zwischenlandung auf dem anderen Flughafen in Dubai waren wir so kaputt, dass es uns trotz des fehlenden Platzes leicht
viel einzuschlafen. Zumindest mich hätte man auch einfach in eine Ecke stellen können, selbst da wären mir die Augen zugefallen. Und dass wir den Schlaf wirklich gut brauchen würden wussten wir da ja
noch gar nicht. Denn es sollte nicht weniger abenteuerlich weiter gehen. Doch der Reihe nach. Morgens wurde Ann-Kristin pünktlich vom Kaffeegeruch geweckt, der aus der Bordküche direkt hinter unseren Sitzen kam. Mich reizte dieser nicht sonderlich und so
musste ich von ihr geweckt werden, als der nette Stewart mit dem Frühstück kam. Super... Endlich was zu essen, denn das Mittagessen nach Dubai grenzte leider an eine Katastrophe. Doch anstatt auf
einem internationalen Flug auch ein internationales Frühstück auszugeben gab’s lecker Bohnen mit Pilzomelett und Lauwarmen Rösti. Immerhin noch eine kleine Obstauswahl und ein halbgefrorenes
Croissant. Ich muss zugeben, dass ich einen leichten Kater vom Vorabend hatte und so gar keinen Appetit auf Pilze und Bohnen hatte. Nun ja dann eben nicht. Der Flug neigte sich langsam dem Ende
entgegen und aus dem Cockpit kam die Ansage, dass sich doch auch bitte die Crew anschnallen solle. Nur wenige Minuten später war klar wieso. Die dichte Wolkendecke über Johannesburg lies den Flieger
mal so richtig lustig tanzen. Eine Mischung aus Happy Sailor, Breakdance und Riesenschaukel. Mit flauem Magen, leichten Kopfschmerzen und ziemlich k.o. setzte das Flugzeug dann aber doch mehr oder
eher weniger sanft auf dem Flughafen " O.R. Tambo" gegen 10:20 Uhr auf. Bloß raus hier war unser Ziel. Doch in der letzten Reihe dauert es leider immer ziemlich lange. Aber endlich geschafft. Die
Einreise verlief äußerst unkompliziert und ist mit den USA nicht ansatzweise vergleichbar. Ein kurzer Blick in eine Wärmebildkamera ob wir auch keine Erkrankungen wie Ebola mitbringen ein Stempel in
den Pass, fertig!
Was so ein bis zwei Hände mit kaltem Wasser im Gesicht bewirken können merken wir schnell und so machen wir uns zum Gepäckband auf. Die Koffer sprudeln nur so aus der Öffnung und um uns herum leeren sich die Reihen. Doch unsere schönen bunten Koffer wollen einfach nicht kommen. Auch unsere neuen Bekanntschaften aus Dortmund warten noch, als eine nette Afrikanerin auf uns zukommt und die Namen der anderen drei vorliest. Spätestens jetzt ahnen wir, dass unsere Koffer irgendwo sind, nur nicht in Johannesburg. Genau diese Befürchtung bestätigt sich auch und wir erfahren, dass sich die Koffer noch in Dubai befinden und erst mit dem nächsten Flieger gegen 16 Uhr in Johannesburg erwartet werden. Na toll... Uns wird angeboten, dass die Koffer noch am selben Abend uns ins Hotel zugesendet werden, doch da wir Ca. 350 km Autofahrt noch vor uns hatten waren wir ziemlich sicher, dass wir die Koffer heute nicht mehr bekommen würden. Nun ja wir wollten Buschurlaub, da haben wir ihn. Auf dem Weg zur Autovermietung halten wir noch in einem Handyladen, um uns mit Karten auszustatten. Denn einige Hotels und nun auch unser Kofferkurier wollen ja mit uns in Verbindung bleiben. Das ist auch relativ schnell erledigt und so machen wir uns auf unseren Mietwagen in Empfang zu nehmen. Bei Hertz ist nicht viel los, doch trotzdem brauchen wir beinahe eine halbe Stunde und müssen bestimmt 15 Unterlagen unterschreiben. Doch irgendwann bekommen wir endlich den Schlüssel ausgehändigt und werden von einem Mitarbeiter zu unserem Wagen gebracht. Ein KIA Rio.
Ein, zwei Macken haben wir noch zu Protokoll gegeben und dann machten wir uns ohne Koffer aber mit einiger Verspätung auf die Tour. Oje und ohne Übung direkt in den Linksverkehr von Johannesburg. Doch dank einer guten Wegbeschreibung sind wir quasi direkt auf der Autobahn und können uns gar nicht richtig vertun.
Die ersten Kilometer waren dann doch etwas abschreckend. Wir fahren an einigen großen Townships vorbei und die Umgebung gleicht einem riesigen Ghetto. Weder schön anzusehen noch sehr vertrauenserweckend. Die Wildwechsel Schilder wie wir sie kennen zeigen hier keine Hirsche sondern Menschen!!! Tatsächlich laufen über die sechsspurige Autobahn immer wieder Menschen. Da es für sie kaum eine andere Möglichkeit gibt. Trotzdem ist auch das zunächst ziemlich verstörend. Doch je weiter wir uns von Jo'burg entfernen umso schöner und auch bergiger wird die Landschaft. Nach etwa 200 km ist von dem Ghetto zum Glück nix mehr zu sehen und wir fahren wunderschön durch die nördlichen Drakensberge. Hier machen wir auch einen kurzen Stopp an einem kleinen See um uns die Beine zu vertreten.Nun darf Ann ans Steuer. Wie ins kalte Wasser geschmissen dauerte es auch einige Kilometer, bis statt des Wischers der Blinker und statt des sechsten der dritte Gang eingelegt wurde. Die vielen LKW und die zum Teil extremen Steigungen taten da ihr Übriges. Langsam wird es draußen dunkel und die Kräfte gehen auch zu Grunde. Nach beinahe 30 Stunden Reisezeit und den ganzen negativen Erlebnissen reicht es jetzt. Gegen 18:10 Uhr und 380 km später erreichen wir unsere erste Lodge.
"Zur alten Mine" wird von Deutschen betrieben und die Besitzer sind super nett, zeigen uns unser Chalet und erklären uns noch, dass ab und zu Affen übers Dach laufen würden und wir uns auch vom allabendlichen Stromausfall nicht stören lassen sollen. Die Hütte übertrifft all unsere Erwartungen. Freistehend am Waldrand und komplett aus Holz, wird das Chalet nur mit einem Kaminofen beheizt, der bei den Temperaturen (gerade etwa 4 Grad) durchaus sinnvoll ist.
Wir fahren noch in den kleinen Ort Graskop und erreichen ihn mitten im Stromausfall, der hier auf Grund mangelnder Energiereserven regelmäßig eintritt. Die Stadt wirkt so etwas unheimlich, doch wir trauen uns in das einzige beleuchtete Restaurant( The Glas House) wo wir leider keinen Tisch bekommen. Doch ein netter Südafrikaner mit seinem kleinen Sohn hat uns bemerkt und fragt, ob wir mit ihm am Tisch Platz nehmen wollen. Gerne willigen wir ein und wir kommen etwas ins Gespräch. Er kommt aus Jo'burg und war für Fotos in der Gegend, die er von den vielen Wasserfällen in der Gegend gemacht hat. Von ihm erhalten wir einige hilfreiche Tipps bezüglich der Panorama Route und auch für den sonstigen Urlaub. Wir sind beide überrascht wie gut man die Menschen hier verstehen kann. Das hier gesprochene Englisch ist so klar, dass selbst wir einen stärkeren Akzent haben als er. Verrückt. Nach dem leckeren Essen (Ann hat Bobotie probiert, was ein südafrikanische Spezialität ist und ich hatte ein Steak mit Süßkartoffelstampf) führen wir ziemlich erschöpft zurück zu unserer Lodge, wo wir uns mit Petroleum Lampen und einem knisternden Kamin einen schönen afrikanischen Winterabend machten. Nur die Klamotten stanken etwas und so ohne Koffer fehlte halt das ein oder andere. Doch trotzdem freuen wir uns auf morgen. Wir treffen uns mit unseren neuen Bekannten aus Dortmund die nur einige Km weiter übernachten und fahren die Panorama Route. Hoffentlich kommt dann auch unser Koffer an. Abends fahren wir dann ja noch zur Elephant Sanctuary um die Dickhäuter etwas näher kennen zu lernen. Doch wir fallen jetzt erstmal todmüde ins Bett.
Bis bald Frederic