Samstag, 1. August 2015
Der Tanz, das Meer und der Alkohol.
Meine innere Uhr ist in diesem Urlaub einmal mehr darauf abgestimmt, morgens besonders früh
wach zu werden. Da es hier ja im Schnitt bereits gegen 17:30 Uhr stockfinster draußen ist,
heißt dies die vorhandenen Sonnenstunden so gut es geht zu nutzen. Ich schaue heute Morgen
also auf die Uhr und es ist 6:15 Uhr. Unser Ziel ist es, hier gegen halb neun wegzufahren und zu den Mantenga Falls zu fahren. Dies sind Wasserfälle die sich in relativer Nähe zu unserer Lodge
befinden. Doch bevor wir fahren, beschließe ich mir erneut draußen den Sonnenaufgang anzuschauen. Mit kurzer Hose und einem dicken Pulli muss ich eigentlich nur vor unsere Tür gehen, um auf die
ersten Strahlen zu warten. Der Mann von der Security, der in dicker Winterjacke, Mütze und Schal draußen ist, schaut mich an wie einen Außerirdischen und denkt sich sicherlich, dass so bekloppt auch
nur Touris seien können. Immerhin haben wir bereits knapp 10 Grad draußen und die ersten Sonnenstrahlen sind auch zu sehen. Ich warte bis die Sonne komplett über die Bergspitzen geklettert ist und
gehe wieder aufs Zimmer um mich etwas aufzuwärmen. Ann Kristin ist inzwischen auch wach und schon fertig um zum Frühstück zu gehen. Die Mantenga Lodge, in der wir übernachtet haben, bietet ein
wunderbares Frühstück an. Die Auswahl am Buffet reicht von einem einfachen Müsli, bis hin zu Beans und Bacon mit Ei. Zudem können wir uns frische Omeletts und Toasts bestellen oder selber belegen.
Eine große Früchteauswahl rundet das ganze perfekt ab. Wir lassen uns heute Zeit beim Frühstück und essen uns satt in weiser Voraussicht, dass wir bis zum Abend wohl wieder nicht sonderlich viel
essen werden. Nach dem Frühstück packen wir unsere Koffer wieder ins Auto und verstauen alles gut, ehe wir die Schlüssel abgeben und uns auf den Weg machen. Unser Ziel sind wie gesagt die
Wasserfälle, wo wir gerne ein bisschen wandern gehen wollen. Zeit haben wir etwa gute 4 Stunden, denn wir werden ja heute Swasiland auch wieder verlassen und zurück nach Südafrika
fahren.
Die Mantenga Falls sind nur etwa 6 Kilometer entfernt und wir müssen einen Eintritt von 100 Rand bezahlen. Sie gehören zu einem "Swazi Cultural Village", wozu auch noch ein Swasi Dorf gehört, welches besichtigt werden kann. Doch Ann ist von ihrem Kulturschock noch nicht ganz erholt und wir beschließen nur zu den Wasserfällen zu gehen und das Dorf nicht zu besichtigen. Nach der Einfahrt müssen wir noch ca. einen Kilometer eine bucklige Schotterpiste entlang fahren um zu einem Parkplatz zu kommen. Wir stellen unseren Wagen ab und eine Swasi Frau möchte uns direkt auf die Führung durch das Dorf mitnehmen, aber wir erklären ihr, dass wir nur zu den Falls möchten. Mitten durch einen Regenwald laufen wir etwa 10 Minuten und kommen zu einer Lichtung. Auf dem Weg stehen mehrere Schilder mit der Aufschrift: "Beware of Crocodile" und um uns herum springen die Affen durch die Bäume. Auf der Lichtung fließt ein Fluss direkt am Berg entlang und rechts sehen wir direkt auf die Wasserfälle. Da auch hier Winter ist, sind sie etwas dünner als wir sie auf den Bildern gesehen haben, doch das Panorama ist wirklich schön. Wir sind außerdem alleine dort, was das Ganze noch schöner macht. Wir machen ein paar Fotos und setzen uns auf einen der vielen Felsen um das Rauschen des Wassers zu genießen. Da sitzen wir eine ganze Weile, doch als wir hinter uns eine Reisegruppe hören, machen wir uns wieder auf dem Weg zum Auto. Dort angekommen wollen wir nun eigentlich losfahren, doch die Swazi Dame von zuvor rät uns doch an der Führung teilzunehmen. Außerdem legt sie uns eine Tanzshow ans Herz, welche wir direkt nach der Führung ebenfalls besuchen könnten. Ich bin Feuer und Flamme und nach kurzer Zeit hab ich Ann ebenfalls überredet und wir gehen schließlich in das Dorf.
Die Führung findet nur für uns beide statt, was es uns natürlich sehr gut ermöglicht überall Fragen zu stellen. Die Swazi-Frau erzählt uns, dass ein solches Dorf von einer Familie bewohnt wurde, wobei alle Generationen darin wohnten und es eine klare Ordnung gab. Sowohl Anordnung als auch Reihenfolge sind genau festgelegt. Es ist wirklich sehr interessant und auch ein bisschen erschreckend zu erfahren, dass bis in die 1970er Jahre so in Swasiland gelebt wurde‼ Auch heute leben noch etwa 5% der Bevölkerung in diesen Hütten. Bei den Swasis war der Mann das Familienoberhaupt und durfte so viele Frauen haben, wie er sich leisten konnte. Denn eine Frau kostete zwischen 17 und 100 Kühen als "Ablöse". Die Führung ist wirklich sehr schön und anschließend setzen wir uns auf eine kleine Tribüne um uns den Tanz anzuschauen. Vorgeführt werden die klassischen Kriegstänze, Medizinmann-Tänze und die Gesänge während den Festen. Auch wenn das alles etwas touristisch aufgezogen ist, ist es dennoch beeindruckend. Zum Schluss werden die Zuschauer aufgefordert mitzutanzen. Ann wird etwas bleich im Gesicht und ich drück ihr die Kamera in die Hand und Folge der Aufforderung. Sehr cool. Mein Wahlspruch diesen Urlaub lautet: Du musst dich auf Afrika einlassen! Ich tanze also mit einer Swasi-Frau einen der klassischen Tänze.
Nach dem Ende der fast 45 minütigen Show müssen wir uns nun aber auf den Weg machen. Bis zur Grenze sind es etwa 140 Kilometer. Wir fahren an mehreren kleinen und größeren Dörfern vorbei und das Bild ändert sich eigentlich nicht. Überall stehen aus Holz zusammen gezimmerte Hütten und es laufen Ziegen, Schweine und Esel häufig auch quer über die Straße. Während Swasiland landschaftlich wirklich eine Reise wert ist, fügt die weitverbreitete Armut schon einen bitteren Beigeschmack dazu. Wir kommen aber mehr oder weniger heil an der Grenze an und nur unser Unterboden vom Fahrzeug muss bei den wahnsinnigen Huckeln und Schlaglöchern etwas leiden. Die Ausreise verläuft mehr oder weniger reibungslos. Man kommt sich aber ein bisschen wie im Irrenhaus vor. Zunächst wieder rein in ein Häuschen und den Pass vorzeigen. Dort tippt die Frau irgendwas in den PC ein und stempelt schließlich unsere Pässe. Mit einem Zettel schickt sie uns einen Schalter weiter, wo lediglich ein Stempel auf diesen Zettel gemacht wird. Damit dürfen wir schließlich ausreisen, aber nur knapp 30 Meter hinter der Schranke dürfen wir das gleiche nochmal machen um wieder nach Südafrika reinzudürfen. Alles etwas unsinnig aber so ist Bürokratie nun mal. Hinter der Grenze ändern sich schlagartig zunächst die Straßen. Keine Löcher mehr und auch keine unvorhersehbaren Huckel. Schön sind auch die Schilder am Straßenrand, dass in den nächsten 10 Kilometern keine Zäune stehen und man daher bitte auf Elefanten auf den Straßen achten sollte.... Witzig die sind ja auch so leicht zu übersehen aber dennoch interessant, dass es hier wildlebende Ellis gibt. Bei der ganzen Stempelsucherei haben wir ein bisschen unseren Tank außer Acht gelassen und sind der Reserve gefährlich nahe. Doch schon bald finden wir in einem kleinen Städtchen eine Tankstelle und laden nach.
Bis zu unserem Ziel in St. Lucia (Sant Luscha gesprochen) sind es nun nochmal etwa 150 Kilometer. Wir fahren die Strecke durch, was aufgrund der besseren Straßen auch kein Problem ist. Gegen 16:45 Uhr kommen wir im Ort an und haben unser Guesthouse auch schnell gefunden. Doch wir hatten uns erst für 17:30 angekündigt und beschließen endlich ans Meer zu fahren. Der indische Ozean liegt ja quasi direkt vor der Tür und da die Sonne jetzt noch zu sehen ist, fahren wir zum Strand. Am Wasser ist es noch immer etwa 24 Grad warm aber bereits menschenleer. Wir genießen die salzige Luft und die Aussicht über den kilometerlangen feinen Sandstrand. Die Wellen sind meterhoch aber dennoch wunderschön anzusehen. Da wir beinahe den halben Tag im Auto gesessen hatten, laufen wir ein paar Meter bis es schon sehr dunkel ist und fahren anschließend zu unserem Guesthouse zurück. Dort warten wir noch ein paar Minuten bis unsere Gastgeberin June schließlich kommt. Wir holen unsere Koffer und bringen Sie auf unser Zimmer.... Mit offenen Mündern betreten wir das Zimmer. Eine riesige Suite mit eigenem Jacuzzi, eigener Terrasse und direktem Zugang zum Pool. WOW!!! Dieses Haus toppt alles bisher Dagewesene.
June ist etwas komisch zu uns aber wir bleiben freundlich und gehen mit ihr mit in den Garten, wo sie uns noch einige Infos zum Haus und möglichen Ausflugszielen geben möchte. Sie spendiert uns ein Bier und nimmt sich ein Glas Wein und erzählt... Und erzählt... Und erzählt. Sie hört gar nicht mehr auf. Aber das komische ist, sie wiederholt alles mehrere Male Zunächst dachten wir, dass June denkt wir verstehen sie nicht, doch dann wird uns langsam alles klar. June ist voll wie eine Strandhaubitze. Wir wussten aus einer Mail von ihr, dass sie auf einer Party war. Alles passte zusammen. Wir mussten uns auf die Lippen beißen um nicht laut loszulachen, als sie uns das 6. Mal erzählte, dass wir morgen ab 8 Uhr frühstücken können. Dabei hatte sie auf dem Zettel vor sich schon notiert, dass wir gerne um 8 kommen möchten. Herrlich... Wir grinsen uns andauernd zu und wimmeln June dann auch irgendwann ab. Auf unserem Zimmer liegen wir lachend auf dem Bett, machen uns aber schon bald auf um noch etwas zu essen zu finden. June warnte uns noch davor, dass in St. Lucia nachts manchmal Hippos durch die Straßen laufen und wir daher eine Taschenlampe mitnehmen sollen. Im Dunkeln wirkt der Ort aber echt süß. Wir gehen in einem Fischrestaurant lecker essen und genießen den Abend. In den nächsten Vier Tagen werden wir ja hierbleiben und einige Ausflüge machen. Morgen früh werden wir eine weitere Safari machen aber weder auf vier Rädern noch auf zwei Beinen sondern auf vier Beinen. Daher gehen wir jetzt auch ins Bett um morgen Früh fit zu sein. Also dann lassen wir es uns mal wieder gut gehen...
Bis bald Frederic.