Frederic und Ann-Kristin
Frederic und Ann-Kristin

8. Tag

Mittwoch, 1. August 2018

Der Berg ruft. 

 

Der nächste Morgen kam mal wieder schneller als erwartet. Um kurz vor sechs klingelte unser Wecker. Inzwischen sind wir schon wieder im Roadtrip Modus angekommen, und das Packen der Taschen und Koffer klappt schon wieder richtig zügig. Unsere letzte Nacht haben wir diesmal in einem „Reihenmittelhaus“ verbracht. Klingt jedoch spießiger, als es wirklich war. Unser Zimmer bestand aus etwa 9 Quadratmetern, die mit dem Bett, einem Kühlschrank und einem Waschbecken mehr als gut ausgefüllt waren. Ganz in der Nähe befanden sich jedoch Waschhäuser, die ein Campingfeeling aufkommen ließen.

Das älteste Camp des Krüger Nationalparks gefiel uns trotzdem sehr gut. Heute war von uns ja eigentlich ein reiner Fahrtag eingeplant worden. Wir wollten den Krüger Nationalpark in Richtung Drakensberge verlassen. Die gut 600 Kilometer wollten wir noch vor Sonnenuntergang hinter uns bringen. Doch die letzten Tage haben einfach zu viel Spaß gemacht, weswegen wir heute noch mal so früh aufstanden, um noch eine kleine Safari Zugabe zu genießen. Statt direkt aus dem Tor am Pretoriuskop Camp zu fahren, planten wir nach Malelane im Süden zu fahren und dort den Park zu verlassen. Also verstauten wir alle Sachen in unserem kleinen Geländewagen und verließen noch vor Sonnenaufgang das Camp. Die circa 85 Kilometer zum Malelane Gate wollten wir nochmal richtig genießen und dabei jedes Tier nochmal würdigen. Doch wir merkten schnell, dass wir nicht mehr im Norden unterwegs waren, da es hier doch merklich voller war. Schnell waren wir in einer Kolonne von mehreren Autos und etwa 6 Safarijeeps fuhren um uns herum. Zum einen schön, da wir so natürlich mehr Augen für versteckte Tiere hatten, doch auf der anderen Seite hielten viele Autos auch für Tiere, die wir nicht mehr suchten. Doch schon bald hielten wir in einem Pulk an Autos für eine schöne große Hyäne am Straßenrand.

Mit so viele Hyänen hätten wir gar nicht gerechnet, doch wir haben richtig viele gesehen … wir machten aber bald Platz für andere Autos und fuhren weiter. Glücklicherweise konnten wir nochmal Giraffen, Elefanten und kämpfende Zebras beobachten. Dann würde es wieder voll auf der Straße. Es musste schon ein besonderes Tier in der Nähe sein. Da…. Durch das hohe Gras schlich ein Leopard. Wir hatten Glück mit unserer Position und konnten ihn toll beobachten. Doch die Jeeps der Safaritouren versuchten natürlich ihren Gästen das ultimative Erlebnis zu bescheren und fuhren kreuz und quer.  Wir blieben noch kurz stehen und konnten die Katze mit zwei großen Sprüngen zwischen den Jeeps über die Straße springen sehen.

Dann schlängelten wir uns aus der Automasse und fuhren als einziger weiter, während die anderen versuchten durch rangieren einen weiteren Blick zu erhaschen. Da wir bereits 7 Leoparden gesehen hatten fuhren wir aber weiter. Doch nur wenige hundert Meter weiter legte ich eine halbe Vollbremsung ein. Konnte das wahr sein? Neben uns befand sich ein Wasserloch und da lief doch tatsächlich noch ein Leopard durchs Gras. Was ein Glück. Wir waren die einzigen und bekamen die Poleposition. Die große Katze schlich langsam zum Wasserloch und prüfte, ob die dort wartenden Elefanten ihn dulden würden. 

Wir bekamen tolle Blicke und beobachteten ihn schließlich beim trinken. Der 8. Leopard… unglaublich. Eigentlich wollten wir langsam weiter, als Ann sich das Fernglas schnappte und kurz vor Schnappatmung noch „Ähhhhh, da hinten das ist kein Elefant, sondern ein Rhino“, stammelte. Und wirklich kam aus dem Busch ein riesiges White Rhino angelaufen und ging in Richtung des Leoparden. Der bekam es erst gar nicht mit. Erst als das große Nashorn nur noch wenige Meter hinter ihm stand, sah er es und machte ihm Platz. Doch das große Tier folgte dem Leoparden und vertrieb ihn von seinem Wasserloch. Natürlich markierte es dann sein Revier. Was eine tolle Sichtung. 

 

 

Wir fuhren weiter und konnten auf dem Weg zum Gate tatsächlich noch 5 weitere Nashörner sehen. Jetzt haben wir aber wirklich alle großen fünf mehrfach beobachten können. Doch dafür, dass viele nie einen Leoparden finden und wir gleich acht unterschiedliche gesehen haben, können wir uns nun wirklich glücklich schätzen. Auf dem Weg zum Gate nutzte Ann dann unser gesamtes Camping Equipment, um uns ein Frühstück zu zaubern. Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen und hatten unseren Spaß, ehe Ann vor Schreck beinahe ihre Augenlider nach hinten klappte. Da sprang uns doch tatsächlich ein Impala vors Auto und es fehlten nur Zentimeter bis zu frischem Grillfleisch und wahrscheinlich einem kaputten Wagen. Glück gehabt. Gegen 9:30 Uhr kamen wir am Gate an und verließen den Park. Es war absolut unbeschreiblich. 

 

Nun lagen also knapp 600 Kilometer Fahrt vor uns. Wir fuhren vorbei an riesigen Zuckerrohr-und Orangenplantagen, die alle kurz vor der Ernte standen. Und das im Winter. Wir fuhren im Wechsel zwischen Autobahnen und holprigen Landstraßen durch meist sehr trockene bergige Landschaften. Wir legten zudem noch einen Stop an einer Orangenfarm ein, wo wir uns einen frisch gepressten Orangensaft von frisch gepflückten Orangen kauften. Ein Liter kostet gerade mal einen Euro umgerechnet. Doch dann ging’s auch schon weiter. 

Die Fahrt ging schließlich immer geradeaus durch trockene Felder, große Kuh- oder Schafherden und kleinere Dörfer. Selbst hier gibt es an jedem Dorf ein Township. Immer wieder laufen Menschen über vier- bis sechsspurige Autobahnen und beinahe alle 30 Kilometer stehen Polizisten und blitzen. Doch das Wetter ist sehr schön und so verlief die Fahrt wirklich gut. Gegen 16:45 Uhr lagen sie dann endlich vor uns. Die Drakensberge. Ein bisschen erinnerte der Anblick an die Highlands in Schottland, doch mit afrikanischem Touch. Am Straßenrand tobten ein paar Paviane herum und schließlich erreichten wir die Einfahrt zu unserm Cottage. Hier wäre ein echter Geländewagen von Vorteil. Es ging steil in die Berge und das auf einem Schotterweg mit vielen tiefen Schlaglöchern. 

 

Irgendwie komisch, doch als wir oben waren, wurden wir sehr nett vom Besitzer begrüßt. Ich trank mit ihm zunächst einen Sherry und wir unterhielten uns über unsere Tage im Krüger. Anschließend erhielten wir einige Infos wo und wie wir wandern könnten und erfuhren, dass unser geplantes Ziel (das Amphitheater) im hellen direkt von unserem Cottage zu sehen sei. Wahnsinn. Wir fuhren zu unserem kleinen Häuschen und bekamen die Münder vor Begeisterung kaum zu. Das Cottage war so liebevoll eingerichtet, mit einem Kamin einer kleinen Kochecke und  tollen alten Möbeln. Wir waren hellauf begeistert. Da hier in der Nähe keine Möglichkeit bestand etwas essen zu gehen, versorgten wir uns mit dem was wir hatten. Im Krüger hatten wir uns Kudu-Wurst gekauft und ein paar Scheiben Toast, Orangen und Käse waren auch noch da. Vor dem Kamin genossen wir nach dem langen Tag den Abend und tranken noch den Rest Wein. Morgen wollen wir endlich mal wieder etwas länger schlafen und dann die herrliche Aussicht bei einer Wanderung genießen. Mal schauen was wir sonst noch so machen.

 

Bis bald Frederic.  

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© Frederic Linker