Donnerstag, 26. Juli 2018
Piratenalarm
„Sie geben mir 500 Rand oder müssen zum Polizeirevier, ihre Wahl…“
(5 Stunden vorher…)
Irgendwie tut mir alles weh, als ich heute morgen gegen sechs durch eine laute Durchsage des Flugpersonals, aus meinem eh nicht besonders tiefen Schlaf erwache. Die Nacht war nur bedingt erholsam, da es quasi unmöglich war eine wirklich bequeme Position zu finden. Doch ein paar Stunden hatten Schlaf sind dann doch dabei rumgekommen. Durch die Fenster auf der anderen Seite des Flugzeugs sehen wir die Sonne aufgehen und in der Kabine hängt ein Kaffeegeruch. Das Frühstück war ähnlich gut wie das Abendessen und nun waren es keine 90 Minuten mehr bis wir in Johannesburg seien würden. Insgesamt muss man sagen, dass der Flug sehr gut war. Der Service war spitze und es gab nahezu keine Turbulenzen. Dann gingen auch schon die „Anschnallzeichen“ an, und wir merkten, dass sich das Flugzeug im Sinkflug befand. Bei der nächsten Kurve lag dann bereits Johannesburg unter uns. Eine Riesenstadt… soviel könnte man bereits aus dem Flugzeug sagen. Da wir seit dem letzten Mal hier weiter quasi kaum was positives von der Stadt gehört hatten und uns Großstädte hier nun wirklich nicht sonderlich interessieren, haben wir ja beschlossen, wieder sofort loszufahren.
Wir waren inzwischen sicher gelandet und waren froh, bei 13 Grad eine lange Hose zu tragen. Es ging zur Passkontrolle, die eine völlig übermüdete aber trotzdem freundliche recht dicke Afrikanerin bei uns durchführte. Alle Tests ergaben: nicht gesucht, kein Haftbefehl, kein Fieber… jawohl kein Fieber. Das wird hier per Wärmebildkamera gemessen. Eine Vorsichtsmaßnahme vor eingeschleppten Krankheiten. Wir waren also offiziell per Stempel eingereist und warteten auf unsere Koffer. Wie witzig, dass mindestens jeder zweite Koffer eingewickelt übers Band lief. Unsere waren auch dabei (#freu). Alles war also da, sodass wir uns nun um den Rest kümmern konnten. Wir besorgten uns also etwas Bargeld und eine Handykarte und gingen zu den Mietwagen. Her dauert es ja immer etwas länger, bis alle Papiere ausgefüllt sind, doch das störte nicht. Der Mann war sehr nett und fand meine Antwort auf seine Frage, ob wir ein „Navi“ bräuchten sehr witzig, denn ich sagte ihm, dass wir schließlich schon das zweite Mal hier wären und selbstverständlich dann keins mehr bräuchten. Schnell waren wir bei unserem Ford Ecosport, der uns nun die nächsten knapp drei Wochen begleiten wird.
Koffer passen und dann ging es auch schon los. Denk dran LINKSVERKEHR !Bereits die ersten Meter waren dann schon super, denn wir standen erstmal im Stau. Zwar nur ein kleiner Unfall, doch trotzdem nervig. Es dauerte dann aber doch nicht lange und wir hatten Johannesburg hinter uns gelassen. Von nun war das Fahren deutlich angenehmer. Wenig Verkehr und deshalb viele Chancen sich wieder an den Linksverkehr zu gewöhnen und gleichzeitig die Landschaft zu begutachten. Es ist halt Winter hier und dennoch sieht alles seeehr trocken aus. An vielen Stellen brennt es und wir sind uns nicht sicher, ob dies gewollt ist, um Feuerschneisen zu erzeugen oder ob einfach kein Wasser zum löschen vorhanden ist. Schon sehr bizarr. Unser Ziel für heute sollte Graskop sein. Ein wunderbarer Ausgangspunkt für die Panorama Route. Wir wunderten uns schon gar nicht mehr über Fußgänger auf Autobahnen, Laster mit 100 kmH auf Autobahnen die auf der Ladefläche 10 Menschen sitzen hatten oder das Überholen und fahren auf vier Spuren, obwohl die Straße eigentlich zweispurig war.
Ich hatte bereits den Tempomat gefunden und wollte die immer hügeliger werdende Landschaft beobachten, als plötzlich ein Mann vor uns auf die Straße trat und uns an den Straßenrand winkte. Dort standen auch ein paar andere Autos. Der Mann trug eine Warnweste und eine Mütze. Ich öffnete das Fenster und er wollte zunächst meinen Führerschein sehen. Hier sei eine sehr gefährliche Stelle, wo es ständig Unfälle gäbe, sagte er. Deshalb sei hier 80 vorgeschrieben. Ich sei aber leider mit 81 gefahren was nach dem Gesetz 500 Rand (circa 32 Euro) Strafe bedeuten würde. Er hielt mir irgendein Formular unter die Nase und erklärte mir, dass wir entweder die Wahl hätten zum Polizeirevier mitgenommen zu werden, oder die „Quick "Step“ Lösung zu wählen und direkt bei ihm in bar zu zahlen. Bei uns gingen spätesten jetzt alle Alarmglocken an. Wir erinnerten uns an den letzten Urlaub, wo uns genau vor diesen Methoden gewarnt wurde. Also beschlossen wir, wir fahren zur Polizei. „Gut das macht mein Kollege“, sagte der Mann und ein anderer Mann kam zu uns und erklärte uns den Sachverhalt erneut. Dann würde skurril und er bot uns an, da es 20 Minuten Dauer würde bis man uns zum Revier bringen könnte, dass wir nur 50 % zahlen bräuchten. Spätestens jetzt waren wir sicher: Hier waren Betrüger am Werk. Wir beharrte darauf zu warten und sollten uns an den Rand stellen. Keine zwei Minuten später kam der erste Mann erneut zu unserem Auto und erklärte mir, dass er einen guten Tag hätte und uns eine zweite Chance geben würde. Wir könnten fahren. Hinter uns standen bereits weitere Fahrzeuge. Wir machten uns also direkt aus dem Staub und waren sicher, dass es diese Typen gezielt auf Mietwagen abgesehen hatten, denen sie als vermeintliche Polizisten getarnt, Geld aus der Tasche ziehen könnten. Hier half uns unsere Reiseerfahrung weiter, doch dieser „Job“ ist sicher lukrativ.
Ein bisschen stolz auf uns selbst, dass wir diesen Piraten nicht ins Netz gegangen sind setzten wir unseren Weg fort. Auf halber Strecke machten wir eine kurze Pause und wechselten. Gegen 14:30 Uhr erreichten wir den kleinen Ort Sabie, der nur wenige Kilometer vor Graskop liegt. Wir deckten uns in einem Lebensmittelmarkt mit Wasser, Brot und sonstiger Verpflegung ein und fuhren die letzten Kilometer bis Graskop. Schnell checkten wir in unserer Lodge ein und waren froh nun endlich mal frische Sachen anzuziehen. Inzwischen waren draußen 26 Grad, sodass nun doch die kurze Hose wieder angesagt war. Doch lange wollten wir uns nicht aufhalten. Der Tag war ja noch jung und wir hatten geplant, nach dem langen Sitzen mal etwas wandern zu gehen. Dazu bietet es sich an, einen der Spots der Panorama Route anzufahren. Wir entschieden uns für die Lisbon Falls.
Die Wasserfälle waren in 10 Minuten mit dem Auto erreicht. Wir zahlten die 20 Rand Eintritt, parkten und fanden die wirklich schönen Fälle eingehüllt im Sonnenlicht vor. Es war inzwischen 16:30 Uhr und wir wussten ja noch nicht, wann es hier denn dunkel werden würde. Doch trotzdem beschlossen wir, zu den Fällen runter zu wandern. Es ging über Stock und Stein den Berg hinunter. Keine Menschenseele weit und breit, dafür sind wir unter anderem nach Afrika gefahren. Der Abstieg dauerte eine gute halbe Stunde und wir würden mit einem traumhaften Blick, einem Regenbogen und viel Wasser belohnt.
Zu lange blieben wir nicht, denn die Sonne ging schneller unter als geplant und im Dunkeln wollten wir nicht wieder oben ankommen. Hoch dauerte natürlich etwas länger, doch der Weg hat sich absolut gelohnt. Wir machten noch einen kurzen Abstecher zu den angrenzenden Berlin Falls und fuhren wieder zurück Richtung Graskop.
Hier wollten wir was essen gehen. Leider hatte das Glas House Ruhetag. Hier waren wir vor drei Jahren essen und es war super. Schade, doch wir fanden einen guten Ersatz. Um 18 Uhr war es draußen bereits stockfinster und auch nur noch etwa 10 Grad warm. Das Essen war sehr zu empfehlen, doch irgendwie freuten wir uns beide nach diesem ersten aufregenden Tag aufs Bett. Jetzt ist es zwar erst 20 Uhr, aber egal. Wir werden wohl gleich schon schlafen. Morgen fahren wir in Richtung Norden. Wir wollen zum Blyde River Canyon und haben als Ziel Phalaborwa. Das Tor zum Krüger Nationalpark.
Bis bald
Frederic