Frederic und Ann-Kristin
Frederic und Ann-Kristin

16. Tag

Donnerstag, 9. August 2018

Der springende Punkt 

 

Ein wunderbares Gefühl ist es doch, wenn man morgens wach wird und irgendwie merkt, dass man gestern einen anstrengenden Tag hatte, da die Beine sich noch etwas matschig anfühlen, aber man zugleich wunderbar erholt ist und merkt, dass es jetzt gerne so weiter gehen darf. So in etwa kann man den Morgen heute in Knysna wunderbar zusammenfassen. Zumindest ich hatte wirklich gut geschlafen, bei Ann haben die Muskeln in der Nacht wohl noch etwas Party gefeiert und sie nicht schlafen lassen. Dennoch freuten wir uns beide auf den nächsten Tag. Unser riesen Zimmer war von uns voll und ganz in Beschlag genommen worden und in jeder Ecke lagen irgendwelche Dinge, Taschen oder Koffer. Wir versuchten etwas Ordnung zu schaffen und machten uns auf, das Frühstück zu genießen. Eine Auswahl an Müsli, Obst und Quark sowie frisch zubereitetes „scrumbled egg“ and bacon, sorgten für eine gute Grundlage für den Tag.

Die nun wieder gepackten Koffer wurden ein weiteres Mal im Auto verstaut, welches überraschenderweise von einem Mitarbeiter der Lodge komplett geputzt wurde. Wir hätten es beinahe nicht mehr erkannt, da der gelblich rote Sandton gewichen war und das eigentliche Silber wieder zum Vorschein kam. Schnell noch getankt und ein paar Dinge fürs Frühstück morgen eingekauft, denn in der nächsten Unterkunft war dies nicht dabei, und schon hätten wir fahren können. Doch einen kurzen Zwischenstopp legten wir nochmal an der Waterfront von Knysna ein. Hier hatte es uns ja gestern im Dunkeln bereits so gut gefallen, was heute auch wirklich nochmal bestätigt wurde. In zwei Reihen zeigten sich verschiedene kleine Geschäfte mit afrikanischen Handarbeiten und sonstigem Schnick-Schnack. Es ist hier wirklich nicht groß, doch dafür sehr schön anzuschauen.

Wir bummelten eine Weile durch die Gasse und schauten uns die Yachten an, die im Hafen lagen. Gekauft haben wir zwar nichts, doch es war ein schöner Zwischenstopp. Dann ging es aber wirklich los und wir fuhren wieder auf „unsere“ N2, die wir nun schon seit mehreren 100 Kilometern immer ein Stück weiter fahren.

Es ging entlang der Küste vorbei an kleinen Örtchen, die auch in Deutschland vertreten sind, wie Heidelberg oder Hamburg. Zudem auch größere Städte wie Plettenberg Bay oder George. Zwischendurch stoppten wir ein zwei mal für den tollen Ausblick, fuhren dann aber ein Stück landeinwärts. Hier ging es vorbei an riesigen Straußenfarmen und Feldern mit Raps und Orangenbäumen. Unterwegs legten wir noch einen Mittagsstopp bei der „Oude Post“ nahe Swellendam ein. Hier gab es für jeden einen „Bromkooken“, was soviel wie ein gefülltes Fladenbrot war. In der Sonne tankten wir ein bisschen Kraft, um uns an die letzten 80 Kilometer zu wagen. Nun hatten wir die Wahl.

Da wir eigentlich zu früh für unsere nächste Unterkunft dran waren, wollten wir direkt ins De Hoop Nature Reserve fahren. Das gaben wir auch ins Navi ein. Wir erreichten nach einer längeren holprigen Fahrt über eine Schotterpiste schließlich auch das Gate, wo wir schon fast blind die Daten eintragen konnten, die benötigt wurden, damit wir einfahren durften. Uns kam es hier nur so leer vor. Wir erreichten schließlich den Parkplatz für den „Whale Trail“. Klang doch super… bestimmt würde es hier manchmal Wale zu sehen geben. Aber richtig sah das nicht aus. Auf der Karte sahen wir schließlich, dass dieser Startpunkt noch weit vom Meer entfernt lag und der „Whale Trail“ eine fünftägige Hüttenwanderung durch das Reservat ist. Bestimmt wäre das auch eine super Sache, doch soviel Zeit hatten wir dann leider doch nicht. Also fuhren wir an der etwas verdutzt guckenden Rangerin wieder aus dem Gate. Da hatte sie sich die Mühe gemacht, all unsere Daten in Handschrift zu sammeln und dann bleiben wir gerade mal 10 Minuten. Naja sie würde es uns bestimmt verzeihen. Der Karte hatten wir schließlich entnommen, dass es noch einen weiteren Eingang ins Reservat gibt. Das Main Gate erreichten wir nach etwa 15 Kilometern auf der besagten Schotterpiste, die natürlich als Attraktion sehr viele dieser „Potholes“ zu bieten hatte und konnten Zeit sparen, da wir mit dem Formular des anderen Gates auch hier einfahren durften.

Na dann wollten wir doch mal sehen… nach einer kurzen Fahrt über einen Hügel, lag das Reservat vor uns. Es erstreckt sich über eine riesige Fläche, die gar nicht ganz zu überblicken ist. In diesem Nationalpark sollen auf der Landseite auch viele Tiere zu beobachten sein. Unter anderem Zebras, Buntböcke, Strauße, Schildkröten und verschiedenste Schlangen und Vögel. Buntböcke und Strauße haben wir auch jede Menge gesehen. Landschaftlich besteht der Park aus einer flachen Pflanzenlandschaft. Manchmal eher Heide, ein anderes mal bunteste Blumen. Alles war sehr grün und weitläufig, trotz des Winters. 

Wir hielten für ein paar Tierfotos, wollten natürlich aber eigentlich ans Meer. Also fuhren wir immer auf die hohen Sanddünen zu, die in der Ferne zu sehen waren. Die Strecke zog sich schon gewaltig, doch die Dünen kamen dann doch näher. An eine Gabelung fuhren wir ohne zu schauen einfach weiter geradeaus, doch das entpuppte sich leider als eine Sackgasse. Aber der Weg hatte trotzdem etwas gutes. Durch eine Lichtung konnten wir auf ein größeres Wasserloch schauen, auf dem hunderte Flamingos schwommen und fraßen. Was ein Anblick. Wir wären sehr gerne ausgestiegen und hätten das ganze von näher am Wasser beobachtet, doch dann wären wir wahrscheinlich gefressen worden. Wir konnten teilweise kaum noch nach draußen schauen, da unser Auto von außen voll mit Mücken saß. In der Luft waren unzählige der Tiere zu sehen, trotz des Winters. Also beschränkten wir uns auf Schauen und fotografieren aus dem Auto. Toll anzusehen diese vielen Tiere.

Dann fuhren wir aber den richtigen Weg an und bogen zum Meer ab. Nach weiteren fünf Kilometern erreichten wir endlich den Parkplatz, der zum Meer führte. Über einen schmalen Fußweg und eine kleine Holzbrücke erreichten wir die riesigen Dünenberge. Es war quasi nichts los. Wir waren mit die einzigen hier und konnten uns in Ruhe umsehen. Durch einen Spalt konnten wir bereits das Meer sehen. Was war das da auf dem Wasser? Ein kleiner schwarzer Fleck war zu sehen und verschwand wieder.

Schwer zu glauben, doch da sprang ein Wal aus dem Wasser. Wir liefen die Dünen hoch und suchten das Wasser ab. Vor uns lag der weite offene Ozean, doch in unmittelbarer Nähe der Küste schwammen nicht nur ein oder zwei, sondern unzählige Wale. Rechts bließ einer Luft aus, vor uns streckten zwei Ihre Finne in die Luft und rechts sprang ein Tier in einer Tour aus dem Wasser. Ich war hellauf begeistert und wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Dabei vergaß man beinahe die einfach unfassbar schöne Landschaft zu genießen. Der Blick klebte auf dem Wasser, auf der Suche nach dem nächsten Highlight. Hier blieben wir eine ganze Weile und schauten den großen und kleinen Walen beim Spielen zu.

Der Wind und die Wellen waren schon recht frisch, doch zum Glück wärmte dafür die Sonne noch ein wenig. Eigentlich wollten wir hier etwas spazieren gehen, doch daraus wurde dann heute nichts. Dafür war das Meer irgendwie zu faszinierend. Da wir nur noch knapp eine halbe Stunde bis zum Sonnenuntergang, und noch eine Stunde bis zur Deadline des Eincheckens in unserer Lodge hatten, mussten wir uns schweren Herzens trennen und zu „unserer kleinen Farm“ fahren. Ja genau wir übernachten nämlich heute auf einem Milchbauernhof. Hier gibt es genau ein Gästezimmer, oder eher eine Gästewohnung und ansonsten nur Kühe, Gänse und Hühner. Die Farm ist wundervoll am Rande des De Hoop Reservats gelegen und bietet traumhafte Blicke über Felder. Leider gibt es hier in der Gegend keinerlei Möglichkeiten etwas zu essen und wir hatten natürlich nicht wirklich viel gekauft. Also planten wir um und buchten einfach Frühstück für morgen dazu, damit wir unser eigentliches Frühstück als Abendessen nutzen konnten. Dazu gab es noch eine Hand voll Nudeln, Orangen und Tomaten.

 

Doch morgen wollen wir auf jeden Fall nochmal in den Park fahren und wirklich etwas über die Dünen spazieren gehen. Nicht das wir wieder nur bei den Walen hängen bleiben. Doch dafür wird Ann schon sorgen. Ansonsten geht es morgen über den südlichsten Punkt Afrikas nach Hermanus in die eigentliche Hauptstadt der Wale, doch die muss sich schon ganz schön warm anziehen, wenn sie das hier überbieten will. Jetzt ist für heute aber erstmal Feierabend. 

 

Bis bald Frederic 

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© Frederic Linker