Dienstag, 31. Juli 2018
Fünf auf einen Streich
Der Wecker klingelte heute morgen um 4:45 Uhr. Ok wir gehen hier immer deutlich früher ins Bett, doch diese Uhrzeit ist dann doch gegen meinen Rhythmus. Ann hatte etwas weniger Probleme mit der Uhrzeit. Sie war zufällig kurz zuvor eh wach geworden. Ihr Biorhythmus scheint das zuzulassen. Ich stand natürlich erst gegen fünf auf, und musste mich dann doch etwas beeilen, denn unser Treffpunkt war um 5:15 Uhr und wir mussten noch etwa 5 Minuten dorthin laufen. Schnell waren alle wichtigen Sachen gepackt, also Kamera, Fernglas und Jacke und schon ging’s los. Draußen waren es nur knapp 10 Grad und außer ein paar Leuten die das gleiche Ziel hatten wie wir, lag das Camp noch tief im Schlaf. Wir kamen am Treffpunkt an und dort standen bereits circa 30 Menschen. Schon trafen auch die Offroad-LKW ein. Wir stiegen in den ersten und warteten bis es losging. Unser Guide „Lucky“ machte auf der Tour seinem Namen alle Ehre, soviel sei schonmal vorweg genommen.
Er erklärte uns worauf wir zu achten hatten, denn bis zum Sonnenaufgang sei die Zeit der großen Katzen. Klar wir haben gestern schon einen Löwen gesehen, doch der war so weit weg, dass wir uns nicht über einen weiteren beschweren würden. Als erster von drei LKW verließen wir das Camp. Noch war es stockfinster und bereits nacht wenigen Metern ertappten wir eine liegende Giraffe beim schlafen. In bester Fluchttiermanier sprang sie auf und beobachtete uns argwöhnisch. Wir fuhren weiter und sahen schon bald eine Hyäne am Straßenrand spazieren. Mensch so viele Hyänen hatten wir beim letzten Mal nicht gesehen. Langsam ging die Sonne auf und wir sahen ansonsten leider „nur“ die üblichen Tiere wie Elefanten, Zebras, Giraffen, Impalas und Kudus.
Inzwischen war es hell und wir brauchten die großen Lampen nicht mehr. Wir fuhren einen Nebenweg, als es plötzlich von der linken Seite her laut wurde. Ein Löwe, ein Löwe…. Dachten wir. Ja denkste. Am Straßenrand neben uns lagen drei Löwinnen mit ihren insgesamt sechs Jungen. Lucky stoppte sofort, stellte sich so, dass wir einen perfekten Blick hatten und stellte den Motor ab. Was ein Anblick.
Die Löwen saßen nur etwa 10 Meter von uns entfernt. Alle Kameras liefen auf Hochtouren und jeder im LKW war begeistert. Die kleinen spielten, beobachteten uns und wurden von den Müttern gesäugt. Weitere Jeeps näherten sich, doch das störte die Tiere überhaupt nicht. Plötzlich hörten wir aus der Ferne ein lautes Löwenbrüllen. Der Vater schien nicht weit weg zu sein. Lucky entdeckte ihn und fuhr hin. Doch er saß sehr weit weg. Also fuhren wir zu den Jungen zurück. Dort blieben wir wieder stehen. Nach ein paar Minuten schlich aus der Ferne langsam der Vater heran, markierte überall sein Revier und legte sich mit etwas Abstand zu den anderen Löwen.
Wir blieben fast eine Stunde bei den Löwen stehen und beobachteten sie, wie die Jungen miteinander spielten, dösten oder die Mutter um Milch anbettelten. Als es dann langsam immer voller an der Stelle wurde, fuhren wir schließlich weiter. Das war die beste Löwensichtung, die man sich nur vorstellen konnte. Wir fuhren weitere 90 Minuten durchs Unterholz, doch bekamen keine weiteren Highlights dieser Größenordnung zu sehen. Der witzigste Moment kam jedoch noch. Wir stoppten weil wir auf unserer Seite ein Warzenschwein gesehen hatten. Dummerweise wussten wir für den Moment nicht, was das auf englisch heißt. Wir versuchten es mit zeigen und beschreiben, dann sagte eine Spanierin:“ Ahhhh, Pumba!“. Spätestens jetzt wussten wir, dass die Namen vom König der Löwen in allen Sprachen gleich zu sein scheinen.
Wir bedankten uns bei Lucky, als wir zurück im Camp waren und gingen noch im Restaurant eine Kleinigkeit frühstücken, da Ann mal was anderes als die pappigen Brötchen essen wollte. Gegen halb zehn machten wir uns dann fertig um unseren letzten Safaritag anzugehen. Ob wir dieses Highlight jedoch tippen konnten? Wir fuhren los und hatten als Ziel das Camp Pretoriuskoop. Doch wir wollten noch mal über Lower Sabie fahren, da wir dort hofften Nashörner zu finden, die uns ja noch fehlten, damit wir die Big Five alle gesehen haben. Also fuhren wir los.
Bereits kurz nachdem wir losgefahren waren, standen vor uns eine ganze Menge Autos. Wir stoppten natürlich auch und erfuhren, dass auf der anderen Flussseite wieder Löwen zu sehen seien. Mit Hilfe von Fernglas und Kamera konnten wir das ganze Rudel entdecken. Insgesamt 9 Löwen lagen auf den Felsen und erholten sich. Natürlich machten wir auch hier einen ausgiebigen Stopp.
Als die Tiere weiterzogen, taten wir es Ihnen gleich und fuhren weiter. Kurze Zeit später stand vor uns auf der Straße eine Elefantenmutter, die ihr Kalb säugte. Hier hieß es Vorsicht walten zu lassen, denn Elefanten können schon sehr aggressiv werden, wenn sie ihr Kind bedroht sehen. Doch die beiden waren sehr entspannt und ließen uns zusehen. Damit hatten wir schon wieder zwei der Big Five gesehen. Nummer drei folgte nur wenig später, als wir erneut durch viele Autos gestoppt wurden. Auf einem Baum räkelte sich ein Leopard, den wir aus weiter Entfernung dennoch sehen konnten. Hammer… das war bereits der vierte Leopard in diesem Jahr.
Später sahen wir sogar noch einen. Auf dem Weg nach Lower Sabie sahen wir schließlich auch noch Büffel, womit wir vier der fünf großen erneut gesehen hatten. Es fehlte nur noch unser Rhinozeros. Insgesamt brauchten wir auf Grund der vielen Stropps satte drei Stunden bis Lower Sabie, obwohl eigentlich maximal 1,5 eingeplant waren. Doch es gab weitere Sichtungen von Löwen, Pavianen, Giraffen, Seeadlern, Gaucklern und fressenden Krokodilen. Das war die mit Abstand beste Tour dieses Jahres. Nach einer Mittagspause in Lower Sabie, wo wir uns bereits Grillfleisch für den Abend kauften, entschieden wir uns den geplanten Weg auf Grund der Zeit zu verändern. Wir fuhren nun also eine kürzere Strecke. Doch auch diese hatte es in sich. Wir bekamen ein Rudel Hyänen zu sehen, die mit ihrem Nachwuchs im Sand faulenzten. Außerdem noch weitere tolle Tiere.
Es war bereits 17:10 Uhr und nur noch zwanzig Minuten vor Toreschluss, als wir kurz vor dem Camp in der Ferne wieder Autos stehen sahen. Wir konnten bereits zwei Tiere über die Straße laufen sehen und schnell war klar: das sind Rhinos! Wir fuhren extra schnell hin, doch leider verzogen sich die beiden wieder ins Gras. Doch ein paar Blicke und Fotos konnten wir noch erhaschen. Es waren Breitmaul Nashörner, die friedlich grasten. 100% erreicht!
Wir hatten die Big Five im Kasten. Und das an einem einzigen Tag. Überglücklich aber auch platt kamen wir um Punkt 17:30 Uhr im Camp an, checkten ein, kauften uns Brennholz und machten es uns vor unserer einfachen Hütte bequem. Bei Lagerfeuer, klarstem Sternenhimmel und Steak vom offenen Feuer, ließen wir den Abend ausklingen. Wein und Bier haben natürlich nicht gefehlt. Mehr Bushfeeling geht nicht. Doch morgen steht uns ein anstrengender Tag bevor. Wir werden uns zwar noch eine kleine Zugabe an Safari gönnen, doch dann steht einer unserer reinen Fahrtage an. Es geht raus aus dem Krüger in die Drakensberge. Die knapp 600 Kilometer wollen wir bis zum Einbruch der Dunkelheit hinter uns bringen. Also bedeutet das wieder früh aufstehen. Wir genießen nun noch die Bushgeräusche, das Lagerfeuer und den Wein und gehen dann gleich ins Bett.
Bis bald Frederic