Donnerstag, 02.August 2018
Highland-Alpen in Afrika
Ein Winterabend vor dem prasselnden Kamin im Sommerurlaub. Schon ein bisschen verrückt, doch trotzdem wunderschön. Winter heißt hier ja nicht Schnee und -15 Grad. Gestern Abend waren es immerhin noch 13 Plusgrad, dabei jedoch mit einem kräftigen Wind, der durch das mit Stroh bedeckte Dach pfiff. Doch der offene Kamin machte den Abend zu einem wirklich gemütlichen. Die Fahrt gestern war auch wirklich anstrengend, doch unser Biorhythmus stand anscheinend noch auf Safarimodus, denn wir waren beide gegen sechs irgendwie ausgeschlafen. Doch heute blieben wir einfach etwas länger liegen und warteten auf unser Frühstück, welches uns bis auf die Veranda unseres Cottages geliefert wurde. Top Service. Wir zogen uns die dicken Jacken an und setzten uns zum Frühstück nach draußen, wo uns die Ponys beim Frühstücken zusahen.
Dabei überlegten wir, wie wir den Tag verbringen wollten. Heute stand ja keine Fahrt auf dem Programm, sondern wir wollten den Tag hier und im Royal Natal Nationalpark zum Wandern verbringen. Rund um unser Cottage verlaufen verschiedene Hiking Trails. Alle zusammen haben eine Länge von 12 Kilometern und verlaufen mitten durch die Drakensberge. Wir frühstückten also zu Ende und zogen uns wanderfest an. Zunächst wollten wir mal das Gelände hier erwandern. Also packten wir alles nötige zusammen und liefen los. Der Weg führte runter vom Grundstück des Berghauses und quer über die Felder. Vorbei an grasenden Pferden und Weiden, die zur Zeit in der Winterstarre steckten.
Der Weg hatte für uns viele tolle Ausblicke parat, obwohl noch viele Wolken über dem Tal hingen. Wir konnten das Amphitheater in der Ferne erahnen. Es besteht aus einer halbrunden Bergkette, die oben wie ein Tafelberg platt sind. Wenn man aus unserer Position darauf schaut, sieht es so aus wie eine Tribüne in einem Amphitheater. Bereits kurz hinter der Bergkette beginnt das kleine Königreich Lesotho.
Leider können wir mit unserem Mietwagen nicht über die Grenze fahren, doch vielleicht werden wir in unserem nächsten Ort eine Jeep Tour über den Sani Pass nach Lesotho machen. Unsere Route verlief zunächst eigentlich nur geradeaus oder bergab, doch zum Schluss wurde es dann fast schon alpin. Wir mussten über Serpentinen den ganzen Berg natürlich auch wieder nach oben klettern. Die Sonne gewann inzwischen immer mehr an Kraft und wärmte uns dabei zusätzlich von außen. Immer wieder machten wir kurze Pausen, um die Aussicht auf die Berge zu genießen, die den schottischen Highlands sehr ähnlich sehen. Nach knapp 10 Kilometern und 3 Stunden kamen wir schließlich wieder an unserem Cottage an. Wir schauten uns auf dem riesigen Gelände etwas genauer um und fanden unter anderem den wunderschön angelegten Naturpool. Doch das Wasser war so eisig, dass wir ihn uns nur von außen anschauten. Zurück im Cottage legten wir eine kurze Pause ein.
Unsere Beine waren in den letzten Tagen ja viel Autofahren gewöhnt, weshalb wir sie erstmal wieder an Arbeit heranführen mussten. Doch allzuviel Pause wollten wir auch nicht machen, denn wir hatten ja noch geplant in den Nationalpark zu fahren und auch dort ein bisschen wandern zu gehen. Also würden die Schuhe wieder geschnürt und wir fuhren mit dem Auto zunächst wieder die abenteuerliche Strecke zur Straße zurück. Von dort waren es nur etwa 10 Kilometer bis zum Nationalpark. Auf dem Weg kamen wir an einem größeren Dorf vorbei, bei dem uns vor Augen geführt wurde wie gut es uns eigentlich geht. Es handelte sich hierbei um kein Township, sondern durchaus um feste Häuser, doch auch hier wurde deutlich, wie arm die Menschen hier teilweise sind. Umso erstaunlicher, dass eigentlich jeder Mensch den man hier trifft so freundlich zu einem ist. Wir kamen auch an einer kleinen Schule vorbei, wo die Kinder gerade in der Pause auf dem Hof spielten. Arbeitsplätze sind hier sehr schwer zu bekommen, weshalb versucht wird durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen den Menschen zu helfen, wenigstens eine Beschäftigung zu haben. Daher sind in jeder Baustelle beispielsweise Menschen beschäftigt, die mit wehenden Fahnen auf Gefahren hinweisen, oder in Supermärkten sind pro Kasse zwei Leute eingesetzt. Einer kassiert eine weiterer packt die Einkäufe in Tüten. Nicht unbedingt die anspruchsvollsten Aufgaben, aber immerhin eine Perspektive für viele. Denn die Jobs in der Tourismusbranche sind an einer Hand abzuzählen.
Wir kamen schließlich am Tor zum Royal Natal Nationalpark an und erhielten dank unserer Wild Card freien Eintritt. Ein kurzer Stopp im menschenleereren Visitor Center verriet uns, dass wegen des Winters die Wasserfälle nahezu alle ausgetrocknet sind. Wir wollten trotzdem etwas wandern (auch wenn es nicht nochmal 10 Kilometer sein mussten). Wir parkten schließlich an den Cascades und wanderten den Trail bis hinauf zu den Tigerfalls, die immerhin noch ein bisschen Wasser führten. Hier ging es teilweise noch steiler bergauf, dennoch boten sich uns atemberaubende Blicke in die Ferne.
Auf einem kleinen Hochplateau stoppten wir unseren Aufstieg, genossen eine Weile lang den Weitblick und machten uns schließlich auf den Rückweg. Mit schweren Beinen kamen wir wieder am Auto an und fuhren noch eine Weile durch den Nationalpark. Wir wollten noch ein paar Lebensmittel einkaufen fahren, um heute Abend grillen zu können. Doch im Visitor Center erfuhren wir, dass der nächste Lebensmittelladen gut 50 Kilometer entfernt in Bonville liegt. Tja da ist eben auch Afrika. Zwar hätten wir gerne gegrillt, doch die Aussicht auf mindestens 90 Minuten Fahrt schreckte uns doch zu sehr ab. Wir fragten also, wo man in der Nähe denn was essen könnte und bekamen einen tollen Tipp. In einem weiteren Cottage ganz in der Nähe des Nationalparks gab es eine kleine Bar. Wir fuhren hin und setzten uns auf die Terrasse mit traumhaftem Blick über die Drakensberge.
Also gab es hier einen Salat und einen Burger und kostenlos dazu traumhaft von der Sonne angestrahlte Berge. Nach dem Essen fuhren wir zu unserem Cottage zurück und wollten den späten Nachmittag heute mal relaxen. Kaminfeuer, ein Buch und Phase 10 sollten den Abend gemütlich werden lassen. Morgen fahren wir ein Stück weiter nach Underberg. Hier schauen wir uns die Drakensberge nochmal von einer anderen Seite an. Jetzt wird aber relaxt.
Bis bald Frederic.