Freitag, 3. August 2018
Über Stock und Stein
Es wurde kalt letzte Nacht, sehr kalt, doch wir hatten gestern Abend einfach den Kamin etwas länger laufen lassen und so hatten wir es in unserem Cottage schön warm.
Natürlich darf ich nicht unerwähnt lassen, dass ich natürlich gestern bei Phase 10 deutlich das Südafrika Special gewonnen habe. Soviel Zeit muss sein. Wir hatten das Frühstück für heute wieder für
acht Uhr bestellt, damit wir zeitig in den Tag starten konnten. Heute stand ja wieder ein Stück Fahrt auf dem Programm. Wir packten also bereits bevor die nette Dame uns das Frühstück brachte unsere
Koffer, damit wir später schneller los konnten. Zum Frühstück setzten wir uns heute aber nicht nach draußen, sondern machten uns bei circa fünf Grad drinnen nochmal den Kamin an und setzten uns
davor.
Gut gestärkt, packten wir die Koffer und alles weitere ins Auto und holten uns in der Rezeption noch ein paar letzte Tipps für Underberg und die Fahrt dorthin ab. Eigentlich hatten wir geplant durch „Giant Castle“ zu fahren, einen weiteren kleinen Nationalpark mit tollen Bergpanoramen, doch der Umweg würde uns über vier Autostunden kosten und da uns in Underberg ja auch die Drakensberge erwarteten, zogen wir die Direktfahrt vor. Wir bekamen noch einen Tipp, wo wir morgen die Sani Pass Tour machen können, denn ein Freund von Vaughn (dem Lodgebesitzer) hat in Underberg ein Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben. Wir zahlten noch unser Zimmer und machten uns schließlich auf den Weg. Ein Teil der knapp 250 Kilometer fuhren wir auf der Autobahn, doch den größten Teil legten wir über Landstraßen zurück. Der einzige wirkliche Unterschied ist dabei jedoch, dass die Landstraßen keine Maut kosten. Ansonsten tut sich nicht viel. Die Fahrt teilten wir uns in etwa auf, sodass wir mit wenig Stress gegen 14 Uhr in Underberg ankamen.
Underberg ist schon eine größere Stadt, wobei man den Begriff Stadt mit Vorsicht benutzen sollte. Zwar gibt es in Underberg einen Supermarkt, was wirklich nur die größeren Orte haben, doch ansonsten gleicht auch Underberg dem typischen afrikanischen Stadtleben. Underberg scheint nur aus der Hauptstraße zu bestehen, die jedoch voll von Menschen ist. Verkehrsregeln sind hier quasi abgeschafft und natürlich sind wir beide schon eine gewisse Attraktion. „Weiße“ Menschen sind hier anscheinend nicht so häufig zu sehen, denn irgendwie haben wir das Gefühl, dass uns jeder anstarrt. Im „Zentrum“ ist es so voll, dass man kaum noch den Asphalt sieht. So viele Menschen sind hier unterwegs. Natürlich werden hier auch viele von außerhalb sein, um einzukaufen oder an der Bank Geld zu holen.
Wir gingen im Supermarkt Brot und Grillfleisch für ein afrikanisches Braai (Barbecue) kaufen und decken uns mit Wein und Bier für die nächsten Tage ein. An der Kasse spricht uns ein etwas verwirrter afrikanischer Mann an und kriegt sich gar nicht mehr ein, als er erfährt, dass wir aus Deutschland stammen. Wir wären so kräftig und groß und er wirkte einfach nur glücklich uns zu sehen. Nachdem wir gezahlt hatten, wollten wir nur noch schnell weg. Uns war es hier zu wuselig. Zwischen den ganzen Menschen liefen ja auch noch die Kühe und Ziegen herum. Doch bereits wenige Meter nachdem wir aus dem Zentrum heraus waren, war es wieder menschenleer. Unsere nächste Lodge war nur 10 Kilometer von Underberg entfernt. Ähnlich wie in Bonjaneni mussten wir nach der Einfahrt von der Straße aus den Berg hochfahren. Hier wäre ein 4x4 Auto sicher von Vorteil gewesen. Straße durfte man diesen Weg eigentlich nicht nennen. Doch unser Wagen schaffte den Weg auch und wir kamen an der Khotso Lodge an. Außer uns war keine Menschenseele zu sehen, doch die Rezeption war offen und kurze Zeit später begrüßte uns Maja.
Unser Zimmer war auch bereits bezugsfertig. Wir schauten uns noch etwas um und erfuhren, dass hier von der Lodge aus Reitausflüge angeboten werden. Da wir für heute nichts mehr geplant hatten, fragten wir ob man diese auch noch kurzfristig buchen könnte. Klar ging das und so buchten wir für 15 Uhr einen zweistündigen Ausritt. Kurz gingen wir in unser großes Rondeval Haus, was aus einem Schlafzimmer, einer Wohn-Essküche und einem Kamin sowie einer zweiten Etage mit drei weiteren Einzelbetten bestand. Zwar nicht ganz so überragend wie die letzten beiden Tage, doch trotzdem sehr gemütlich. Schnell zogen wir ein paar reittaugliche warme Sachen anhand fuhren zurück zur Rezeption, wo Wusu (unser Guide) bereits die drei Pferde sattelte.
Ann bekam ein grau-braunes hübsches Pferd namens Toffeelugs und ich bekam ein hellbraunes Pferd namens Rupert. Wir suchten uns passende Helme aus und dann ging es eigentlich auch schon los. Ich hab mich ja auf vergangenen Rundreisen schon zweimal auf ein Pferdchen gesetzt, doch was wir diesmal machten, forderte meine nicht vorhandenen Reitkünste ganz schön heraus. Nach ein paar Metern über die Felder vor der Lodge, fing Wusu direkt mal an zu testen, was wir denn so können.
Bei Ann sicher kein Problem, doch als ich antraben sollte, rutschte mir schon mein Herz etwas in die Hose. Aber mit ein bisschen Anleitung klappte das schon ganz gut. Doch dann wurde es richtig abenteuerlich und wir stiegen mit den Pferden in die Berge auf. Nicht etwa auf Reitwegen oder wenigstens Pfaden, sondern über Stock und Stein und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Aufstieg der für uns zu Fuß wohl zu anstrengend gewesen wäre. Aber auf dem Rücken eines Pferdes schon genial. Auf dem Weg nach oben hatten wir die herrlichsten Aussichten auf die Drakensberge.
Zwischendurch erreichten wir immer wieder mal flachere Ebenen, auf denen Wusu meinte, dass wir doch auch mal „Canter“ versuchen könnten. In Deutschland würde man wohl Galopp sagen. Ehe ich mir das überlegen konnte, zog er auch schon an und unsere beiden Pferde folgten natürlich. Nach anfänglicher kurzer Panik, machte es dann aber richtig Spaß. Weiter kletterten wir die Berge hoch, bis auf die Spitze des höchsten Bergs der Umgebung, wo wir eine kurze Pause einlegten. Puh mir taten bereits jetzt die Oberschenkel weh. Auf dem zweiten Teil des Ausritts, sahen wir noch ein paar Buschantilopen und sogar eine Herde Elanantilopen. Die größten Antilopen der Welt. Natürlich trabten wir auf diesem Teil der Strecke auch noch ein paar mal kurz und Ann attestierte mir, dass ich mich ganz gut geschlagen hätte. Ein absolut fantastischer Ausflug mit Wahnsinns Ausblicken und viel Spaß.
Wir bedankten uns bei Wusu, besorgten uns noch etwas Feuerholz und machten an unserem Rondavel den Grill an. Heute Nacht soll es so kalt werden, dass es sogar schneien könnte. Unvorstellbar für Afrika oder? Nun ja inzwischen macht unser Kamin die Hütte schön warm, denn wie eigentlich überall gibt’s auch hier keine andere Heizung. Ein toller Tag war das heute. Morgen wollen wir dann den Sani Pass fahren, der uns auch raus aus Südafrika und rein nach Lesotho bringen soll. Sind wir mal gespannt, ob und wie das wird.
Bis bald Frederic.